Auswertung der Programmplanung 2012-2014

Zur Erreichung ihrer Ziele legt die Bewegung eine Programmplanung fest, sie setzt sich Prioritäten und berechnet die Mittel, die für ihre Aktionen zur Verfügung stehen.

Zwischen November 2012 und Februar 2014 fanden 6 Sitzungen für die Auswertung und die Programmplanung statt, die allen Verbündeten, Aktivmitgliedern und hauptamtlichen Mitarbeitern zugänglich waren. Zu diesen Sitzungen kamen jeweils 37 Personen, wovon rund 15 Aktivmitglieder waren.

Diese Phase des Brainstorming hat es – in Absprache mit der Programmgestaltung der Internationalen Bewegung – ermöglicht, die Prioritäten für die kommenden Jahre festzulegen (neue Mitglieder hinzugewinnen) und eine Reihe konkreter Aktionen zu planen. Bevor Entscheidungen getroffen wurden, gab es eine vertiefte Reflexion über die Identität der Bewegung, über die Änderungen, die erzielt werden müssen, über die Werte, durch welche sich die verschiedenen Mitglieder verbunden fühlen, usw., die es jedem Teilnehmer möglich machte, sich in seinem Engagement gestärkt zu fühlen.

 

Um einen Eindruck jener intensiven Vorgehensweise sowie der damit einhergegangenen Dynamik zu vermitteln, finden sich im Folgenden einige Auszüge aus dem zusammenfassenden Abschlussbericht.

 

« Wir sind in der Bewegung ATD Vierte Welt aktiv, weil wir hier auf Gleichgesinnte treffen und einer vom anderen lernen kann. Wir wollen etwas zusammen unternehmen. Dies bewirkt Veränderungen bei uns, was uns wiederum hilft, die Gesellschaft zu verändern (z.B. durch eine geänderte Herangehensweise im Job). Wir finden Gehör, erfahren Respekt und Vertrauen. Wir tauschen uns über unser Leben, unseren Mut und unsere Hoffnungen aus.

Wir wollen zusammen sein und unsere individuellen Ideen gemeinsam umsetzen. Aber wir können nicht alles machen, wir müssen uns festlegen.

Unsere Handlungen müssen Bezug haben zu dem, was uns in der Bewegung wichtig ist. Es müssen kollektive und verbundene Handlungen sein, damit wir alle in dieselbe Richtung gehen.

Jeder von uns hat eine Verantwortung für die Zukunft.

Zusammen sein wollen, heißt: denselben Weg beschreiten wollen, ein gemeinsames Ziel haben, «denselben Berg besteigen wollen»…, indem einer den anderen unterstützt und jeder seine Energie, sein Wissen und seine Fähigkeiten einbringt. …

Wir wollen gesellschaftliche Veränderungen, sowohl für uns als auch für die Anderen. Wir wollen dafür kämpfen, dass in der Gesellschaft jeder gleich behandelt wird und Zugang zu den ihm zustehenden Rechten (Unterkunft, Kultur, Bildung, Familienleben, Arbeit…) erhält. Wir wollen keine Notlösungen. Wir wollen eine Gesellschaft, in der einer vom anderen lernt und in der gemeinsam nach Lösungen gesucht wird. … »

 

Während besagter Vorgehensweise wurden verschiedene Fragen – darunter die zwei folgenden – anhand verschiedener Methoden wie z.B. der Fotosprache erörtert.

Evaluation-programmayion

1.  Warum sind wir in der Bewegung aktiv?

Einige Auszüge aus den Erfahrungsberichten:

« Man trifft sich mit anderen Leuten, dies ist ein ganz anderes Leben… »

« Es ist wichtig, sich mit anderen verbunden zu fühlen… »

« Ich lerne viele neue Dinge, wir können uns über Sachen austauschen und wenn wir was lernen wollen, muss einer dem anderen helfen, einer vom anderen lernen… »

« Mir ist es wichtig, dass jeder seinen Platz hat… »

« Bei ATD fühle ich mich stark, weil ich dort gebraucht werde… »

« Ich erfahre etwas über all die Schwierigkeiten, denen die Leute ausgesetzt sind… »

« Hier lerne ich sehr viel und dies wirkt sich positiv auf meinen Job aus… was wir erleben, muss die Gesellschaft verändern… »

« Hier haben wir die Gelegenheit zur Gruppenarbeit und können unser Engagement verwirklichen… »

« Ich fühle mich in Sicherheit, es ist wie in einer Familie… »

« Außerhalb der Bewegung beachtet dich niemand… »

« Indem wir zusammen sind, sind wir stark, wir schenken uns gegenseitig Kraft… »

« Es ist nicht gerecht, dass die Intelligenz, der Mut und die Kraft von so vielen Menschen weder anerkannt noch verwendet werden, bei ATD haben all diese Dinge einen Wert… »

« Ich möchte mich über meine Hobbys austauschen… »

« Der Versuch, gemeinsam etwas zu erreichen… »

« Es ist ein Engagement für ein besseres Leben, mit den gleichen Möglichkeiten für jeden… »

« ATD nimmt viel Platz in meinem Leben ein… »

« Es schmerzt mich, wenn ich höre, dass Menschen keine Anerkennung finden für das, was sie sind…dass Talente nicht verwendet werden. »

 

2.  Was « zusammen sein » bedeutet : Zusammenfassung

 

« Zusammen sein, heißt: in dieselbe Richtung gehen, ein gemeinsames Ziel haben, denselben Berg besteigen, auf demselben Schiff fahren, um das gemeinsame Ziel zu erreichen… indem einer den anderen unterstützt (sich mit einem Seil absichern, an einem gemeinsamen Strick ziehen), indem jeder seine Stärken, seine Energie, sein Wissen und seine Fähigkeiten einbringt.

Zusammen sein, das ist sowohl eine Kraft als auch eine Herausforderung.

Eine Kraft, wenn jeder von seinen Ideen, von seinem Reichtum, von seiner Energie, von seinem Wissen Gebrauch macht, kann die Angst vor Schwierigkeiten überwunden werden, entsteht ein Gefühl von Sicherheit, gibt es Liebe und Freundschaft… Glück und Freude durch das Gefühl des Zusammenseins – und aus einer kleinen Idee kann eine « große Idee » werden, die einem die nötige Kraft gibt, um sein Leben zu ändern. Dadurch kann ein « neues » Gemälde geschaffen, der Berggipfel bestiegen werden.

Das Zusammensein macht uns größer, aber es verlangt auch nach Nahrung (der Fluss, der die Wiese durchquert). Das Schöne des Zusammenseins muss stärker sein als die Hässlichkeit.

Es ist eine Herausforderung, weil Anstrengungen nötig sind: indem jeder einzigartig und anders ist (Puzzlestücke, Stoffe, Stühle, Tassen und Schmetterlinge in unterschiedlicher Farbe) mit unterschiedlicher Geschichte, darf niemand auf sich selbst und seine eigenen Ideen und Ziele fokussiert sein, sondern man muss sich gegenüber anderen Menschen öffnen, ihre Andersartigkeiten als Schätze wahrnehmen… auch akzeptieren, sich selbst zu outen, am gleichen Strick wie die anderen ziehen, um voranzukommen, sich gegenseitig zu unterstützen und abzulösen…

Außerdem besteht die Challenge darin, anderen ermöglichen zu wollen, sich uns anzuschließen: das Bild des stets geöffneten Puzzles, jederzeit bereit, ein neues Mitglied aufzunehmen, und sich nicht mit einem bloßen « unter uns » zufriedenzugeben. »

 

Was die vertiefende Reflexion im Vorfeld der Entscheidungen anbelangt, so hat das Befragen bezüglich gemeinsamer Werte verschiedene Grundsätze für die Arbeitsmethode zum Vorschein gebracht.

Um jene gemeinsamen Ziele tatsächlich zu erreichen,

« ist es vonnöten,

  • Vertrauen aufzubauen
  • darauf zu achten, dass jeder seinen Platz hat und so anerkannt wird, wie er ist (Würde, Respekt, gegenseitige Anerkennung)
  • sich gegenseitig ermutigen, unterstützen und Kraft schenken (Solidarität, gegenseitige Ermutigung)
  • sich selbst zu bemühen, damit Unterschiede als Reichtum wahrgenommen werden und einer vom anderen lernt (Engagement, Austausch, Offenheit)
  • anderen Menschen – und zwar insbesondere den am meisten ausgegrenzten und isolierten – zu ermöglichen, sich uns anzuschließen (Offenheit). »

 

 

 

 

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